2-Säulen-Modell: Arbeit für Menschen mit Behinderungen neu und gerecht gestalten

Wien, 3. Dezember 2020 – Am Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen fordern die Lebenshilfen in Österreich Einkommen und Bedarfssicherung für Menschen mit Behinderungen.

Menschen mit Behinderungen wollen ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen. Sie wollen gleichberechtigt von der Gesellschaft anerkannt werden. Das gilt vor allem auch für die Arbeitswelt.

Menschen mit Behinderungen bekommen derzeit in Werkstätten nur ein Taschengeld. Zusätzlich bekommen sie als Unterstützung Geld von verschiedenen Stellen. Sie müssen dafür langwierige und schwer verständliche Anträge an verschiedene Stellen einreichen. Sie müssen sich immer wieder begutachten lassen.

 

Die Lebenshilfe möchte das ändern. Sie möchte für alle Menschen mit Behinderungen ein Gehalt oder eine Grundsicherung. Sie schlägt deshalb ein 2-Säulen-Modell vor.

 

Die 1. Säule heißt Existenzsicherung. Mit einem angemessenen Einkommen können Wohnen, Kleidung und Essen bezahlt werden. Auch Ansparungen werden möglich.

 

Die 2. Säule heißt Bedarfssicherung. Damit ist gemeint, dass jeder Mensch mit Behinderungen Geld für die Unterstützung bekommen soll, die er oder sie braucht. Zum Beispiel Persönliche Assistenz, Pflegegeld oder sonstige Hilfsmittel.

Das sind die wichtigsten Forderungen der Lebenshilfe für die Umsetzung des 2-Säulen-Modells:

  1. Menschen mit Behinderungen werden oft auf Dauer als arbeitsunfähig eingestuft. Das ist unbedingt zu streichen. Jeder Mensch ist als arbeitsfähig anzusehen.

 

  1. Menschen mit Behinderungen in Beschäftigungsstrukturen sollen gleichartige Rechte und Pflichten haben wie Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen am 1. Arbeitsmarkt.

 

  1. Alle Menschen mit Behinderungen sollen in Beschäftigungsstrukturen sozialversichert sein.

 

  1. Es soll auch für Menschen mit Behinderungen in Beschäftigungsstrukturen ein Kollektivvertrag gelten.

 

  1. Menschen mit Behinderungen, die nicht arbeiten können oder möchten, sollen eine Grundsicherung bekommen. Mit der Grundsicherung kann sich der Mensch sein Leben leisten, zum Beispiel Essen und Wohnen.

 

  1. Menschen mit Behinderungen sollen Zugang zu berufsunterstützenden Maßnahmen haben. Das betrifft sowohl die Zeit vor Berufseinstieg, als auch die Zeit nach Beendigung eines Arbeitsverhältnisses.

 

  1. Angehörige sollen nicht mehr für erwachsene Menschen mit Behinderungen Unterhalt zahlen müssen. Menschen mit Behinderungen sollen genug eigenes Geld haben.

 

  1. Jeder Mensch mit Behinderungen soll das Recht auf einen gut unterstützen Arbeitsplatz haben. Dabei sollen seine Fähigkeiten und Bedarfe beachtet werden. Dafür soll es einen Lohnkostenzuschuss geben. Dieser soll für ganz Österreich einheitlich gelten und aus einem Inklusionsfonds bezahlt werden.

 

  1. Unternehmen, die Menschen mit Behinderungen anstellen, sollen bevorzugt werden, wenn öffentliche Aufträge vergeben werden.

 

Präsentation mittels virtueller Pressekonferenz

Das 2-Säulen-Modell wurde anlässlich des jährlichen “Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen” am 3. Dezember im Rahmen einer virtuellen Pressekonferenz mit Unterstützung des Presseclub Concordia am 1.Dezember um 14 Uhr präsentiert.

Als ExpertInnen nahmen an der Diskussion teil: Nikolaus Dimmel (Studienautor, Fachbereich Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Rechtswissenschaftliche Fakultät, Universität Salzburg), Carina Pimpel (Studienautorin, Juristin, Inklusionspolitik Lebenshilfe Österreich) Hanna Kamrat (Vizepräsidentin Lebenshilfe Österreich) Friederike Pospischil (Präsidentin Lebenshilfe Niederösterreich, Angehörigenvertreterin) Georg Willeit (Geschäftsführer Lebenshilfe Tirol).

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