BOKU-Studie IRMA vereint Gartenbauprofis und Menschen mit Behinderung
Kunden der Lebenshilfe Wien beteiligen sich an der Machbarkeitsstudie IRMA (Sozial nachhaltige Inklusion von Menschen mit Behinderung in Arbeitsprozesse des Gartenbaus). Das Pilotprojekt, im Herbst 2017 von der Universität für Bodenkultur (BOKU) in Wien gestartet, läuft bis März 2020. Finanziert wird die Studie vom Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (BMNT).
„Ich mag die ganze Arbeit“,
berichtet Jürgen Steffler über seine Mithilfe bei der Tomatenernte. Er arbeitet bei der Lebenshilfe Wien in einer Gartengruppe und hält die Grünflächen des Vereins in Schuss. Sein Unterstützer Alfred Miklas motiviert ihn zur Teilhabe an der Studie. „Ich merke, dass ich immer mehr leisten kann“, sagt er stolz nach den ersten Arbeitswochen in der Simmeringer Gärtnerei. „Herr Steffler und seine Kollegen wachsen an den neuen Aufgaben im Gewächshaus, die viel Konzentration erfordern und lernen dazu“, betont Unterstützer Alfred Miklas. Die Teilhabe an Arbeitsprozessen in der Wirtschaft eröffnet Menschen mit Behinderungen neue Möglichkeiten. Sie bringt mehr Selbstständigkeit, stärkt das Selbstwertgefühl und hilft Menschen mit Behinderung, Fähigkeiten und Talente zu erkennen. „Vielleicht können die Studienteilnehmer ja sogar ihre gesammelten Arbeitserfahrungen nach Abschluss der Studie in einem Praktikum oder einer Anstellung in einer Gärtnerei einbringen“, führt Alfred Miklas aus.
Studienhintergrund
Ausgehend von der Tatsache, dass Menschen mit Behinderung an Arbeitsprozessen teilhaben sollen und wollen und sozial produzierte Lebensmittel zunehmend an Bedeutung gewinnen, hat der Arbeitsbereich Arbeitswissenschaften des Departments für Nachhaltige Agrarsysteme der BOKU die Studie IRMA initiiert. Gartenbaubetriebe, die zu Erntezeiten oft mit wenigen Arbeitskräften Arbeitsspitzen abdecken müssen, könnten für Menschen in Tagesstrukturen von Behindertenorganisationen, eine (zusätzliche) Arbeitsmöglichkeit in der freien Wirtschaft darstellen. „Studienziel ist es, die Herausforderungen einer überbetrieblichen Zusammenarbeit zu erheben und Lösungsmöglichkeiten sowie Erfolgsmodelle zu erarbeiten“, führt Projektleitung Assoc. Prof. Dr. DI Elisabeth Quendler aus.“ „Mittels barrierefreier Lernmethoden vermitteln wir Menschen mit Behinderung und MitarbeiterInnen von Sozialeinrichtungen das nötige gartenbauliche Fachwissen zu ausgewählten Arbeitsprozessen, z. B. zur Tomatenernte. So können die Arbeits- und Produktqualität für den Gartenbaubetrieb gewährleistet werden. Den FacharbeiterInnen und BetriebsleiterInnen der Gemüsebaubetriebe werden die Inhalte zur Sozialkompetenz für den Umgang mit Menschen mit Behinderung bereitgestellt.“
Projektpartner
Der Verein Green Care Österreich und die Landwirtschaftskammer Wien sind Projektpartner dieser Machbarkeitsstudie. Der Verein Green Care Österreich bildet gemeinsam mit neun Landwirtschaftskammern das Kompetenznetzwerk für die Entwicklung und Umsetzung von innovativen Green Care-Dienstleistungen auf aktiven bäuerlichen Familienbetrieben. Der Bauernhof wird in Kooperation mit Sozialträgern und Institutionen zum Arbeits-, Bildungs-, Gesundheits- und Lebensort und ermöglicht eine Vielzahl an Angeboten und Dienstleistungen für junge und ältere Menschen, Menschen mit Behinderungen, körperlichen und seelischen Belastungen
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